Projekt Wetterballon

Am Freitag, 27. Januar 2023 um 7.00 Uhr geht’s mit den Flugvorbereitungen in Biel los: Startplatz vorbereiten, Helium bereitstellen, Kameras und Flight-Computer montieren und aktivieren. Der Ballon wird zum Befüllen vorbereitet, Kameras werden gezückt, Live-Übertragungen gestartet, letzte Fachsimpelei ausgetauscht. Die Stimmung ist gespannt fröhlich, und es ist kalt. Wir geben trotzdem alles! Tele Südostschweiz dokumentiert alles filmisch. Die Computersimulation des bevorstehenden Flugs zeigt eine leicht andere Route an als geplant. Eine neue Simulation ergibt neu Bulle als Landungsort. Das Befüllen des Wetterballons ist anfangs ganz spannend, wird dann aber wegen des heftigen Windes und des zunehmend grösseren Auftriebs anstrengend. Die Bestimmung des Ballondurchmessers ist ebenfalls schwieriger als erwartet.

Der Start-Countdown wird zum gemeinsamen Höhepunkt des Tages: Schwupp, da fliegt er, unser Wetterballon. Nach wenigen Minuten taucht er in die dicke Wolkendecke ein. Das Bergungsteam und Tele Südostschweiz machen sich auf den Weg ins Greyerzer Land. Das GPS-Signal zeigt uns die Flugroute des Ballons präzise an, alle fünf Minuten erhalten wir einen neuen Standort. Doch halt! Müsste er nicht langsam die Richtung wechseln? Offenbar haben wir weniger Helium getankt als es für die berechnete Flugroute nötig gewesen wäre. Doch siehe da, er lenkt langsam nach Süden ab und muss nun eine östliche Richtung einnehmen. Doch: Wo bleibt das nächste GPS-Signal? Nichts! Der Bildschirm bleibt für eine halbe Stunde unverändert. Bad News: Standort-Tracking ist unsere Mission beendet und gescheitert.

Plötzlich lachende Gesichter: Das GPS-Signal ist wieder da! Der Ballon hat sich massiv nach Südosten bewegt, was heisst: Nächster Halt Brig. Wie hoch sind wir? Steigen wir noch? Wann platzt er? Als wir an Sion vorbeifahren, verändert sich die Position des Ballons nicht mehr. Er ist atterriert! Der Landungsort ist nicht weit weg von Belalp, am Rande des Aletschgletschers. Wir stürmen das Skischul- und Bergsteigerbüro. Ein lokaler Bergführer nimmt sich Zeit für uns und analysiert die Situation: Momentan kommt man da nicht hin, aber am kommenden Dienstag wird eine Hütte in der Nähe mit einem Versorgungsflug per Heli bedient. Resultat: Die netten Touristiker von der Belalp werden am 31. Januar 2023 unseren Ballon bergen, falls sie ihn finden. Danach kommen alle technischen Geräte zu uns an die Academia Engiadina für die Auswertung. DANKE!

Erleichtert und doch etwas bedrückt - es bleibt eine Unsicherheit - setzten wir uns nach letzten Interviews von Tele Südostschweiz ins Auto und nehmen den Heimweg unter die Räder.

Jürg Kurt, Lehrperson an der Academia Engiadina und Projektleiter

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